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Leserfragen beantwortert von Dr. Thomas Shepherd

JA-Zeitschrift, Ausgabe 02/2016

Weltlage

Lieber Dr. Tom: Wird die Weltlage besser oder schlechter? - N.S., Detroit, Michigan

Liebe/r N.S.:
Ganz ehrlich, alle Klischees des Positiven Denkens und alle Glaubensbekundungen beiseite, es ist zu früh, um das zu sagen. Als die Unity-Begründer Charles und Myrtle Fillmore ihre Theologien entwickelten, während der späteren Hälfte des 19. Jahrhunderts, wurde die Fillmore’sche bzw. Neugeist-Weltsicht überaus stark von der vorherrschenden Philosophie des Tages, dem Idealismus, beeinflusst.

An der Wende zum 20. Jahrhundert verkündeten progressive Denker in vielfältigen wissenschaftlichen und spirituellen Disziplinen die Weiter- und Aufwärts-Entwicklung der menschlichen Zivilisation. Neue Erfindungen – das Dampfschiff und die Lokomotive, der Telegraf und das Telefon, das elektrische Licht, Automobile, Flugzeuge, Tonaufnahmen, Radioübertragung und Filme – schienen tagtäglich in die Höhe zu schießen. Die Industrienationen erreichten ein erstaunliches Wirtschaftswachstum, indem sie Waren für die ganze Welt herstellten und verkauften.

Im Bereich der Menschenrechte wurde die Sklaverei in allen Ländern außer in entlegenen Winkeln abgeschafft und ein weltweites Frauenstimmrecht verbreitete sich in den demokratischen Gesellschaften, die schließlich Frauen als vollwertige Menschen anerkannten.

Viele Philosophen glaubten, kostenlose Bildung für die Allgemeinheit und die Entdeckungen der Wissenschaft allein würden bereits ein buchstäbliches Utopia herbeiführen. Das „gute Leben“ schien direkt hinter der nächsten Ecke zu liegen. Wir schienen dazu bestimmt (wie die Figur Mr. Spock aus Star Trek berühmterweise sagen sollte), „lange und in Frieden“ zu leben.

Als der Erste Weltkrieg ausbrach, benutzten die Menschen ihre Wissenschaft und Technologie unglücklicherweise dazu, einander zu töten, in einem Ausmaß, das in der Weltgeschichte nicht seinesgleichen hatte.

Wir taten es erneut im Zweiten Weltkrieg, mit sogar noch mehr Todesopfern und der Zerstörung ganzer Völker durch das Waffenarsenal des modernen Krieges. Unter Umständen verhinderte nur die brutale Tatsache einer gegenseitig sicheren Vernichtung, wie die Politiker es nannten, einen Dritten Weltkrieg, der höchstwahrscheinlich die Menschheit ausgelöscht hätte.

Unity ist jedoch eine der wenigen religiösen Gruppen, die die Vision einer progressiven Veränderung nicht aufgaben. Im Großen und Ganzen sind wir immer noch – Gott helfe uns – eine Schar absurder Optimisten, die über einen See von zynischem Pessimismus treiben.

Wenn ich vom Göttlichen in jedermann spreche, dann ziehen einige meiner Nicht-Unity-Freunde die Augenbrauen hoch und murmeln etwas wie „Na, wenn die Göttlichkeit in jedem wohnt, dann muss sie clever versteckt sein“.

Bei der Geschichte unserer Spezies haben die Zyniker da ein Argument. Um das Problem mit Unity-Ausdrucksweise zu fassen, würde ich sagen: „Wegen des freien Willens können Menschen ihre göttliche Macht benutzen, um gottlose Dinge zu tun.“

Einige Unity-Leute könnten es ketzerisch finden, aber ich weigere mich, alles gut-gut-gut zu nennen! Das klingt für mich einfach nach Selbsttäuschung. Ich bin schon um 2 Uhr morgens in eine Notaufnahme gerufen worden, wo ein paar weinende Eltern gerade ein Kind an den Plötzlichen Kindstod verloren haben. Das kann ich unmöglich gut nennen.

Die Buddhisten haben Recht: Das Leben enthält Leiden. Was zählt, ist, wie ich darauf reagiere, nicht, was es verursacht hat oder wie wir es einordnen. Die Entscheidung liegt ganz bei uns. Die westliche Tradition hat ein entsprechendes Konzept, obwohl die meisten Unity-Leute sich nur selten darauf berufen.

Es liegt etwas machtvoll Metaphysisches in der oft geschmähten Symbolik des Kreuzes, eines Symbols, das den unaussprechlichen Kummer anspricht. Beim Kreuz geht es nicht um Opfer – es geht darum, Gott auch unter den furchtbarsten Umständen zu vertrauen.

Trotz aller Anzeichen für das Gegenteil bin ich zu der Ansicht gelangt, die beste Antwort ist, das Gute als die Letzte Wirklichkeit zu bejahen, selbst wenn ich im Augenblick nicht ein Fitzelchen Gutes fühlen kann. Darum nennen wir es Glauben.

Deshalb bin ich nicht bereit, der Menschheit ein Zertifikat auszustellen, dass sie besser oder schlimmer wird. Die Geschworenen beraten noch immer. Andere Arten, gleichermaßen geliebt vom Schöpfer-Gott, sind zweifellos ausgestorben, weil sie sich nicht anpassen und weiterentwickeln konnten.

Ich glaube, die Menschheit trägt das Göttliche in sich, und wenn wir Glauben an das Ultimative Gutsein entwickeln, selbst während der Kreuzigungen des Lebens, wird die Zukunft für sich selbst sorgen.


 

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