BASE Demoprojekt

Dies ist ein Demoprojekt. Es dient Ihnen als Grundlage für den Aufbau individueller Seiten mit Weblication® CMS.

Die Seitenstruktur, das Layout und die von den Redakteuren nutzbaren Seitenelemente können Sie frei definieren.

Leserfragen beantwortert von Dr. Thomas Shepherd

Martin-Luther-King-Tag


Lieber Dr. Tom: Wenn ich über den heranrückenden Martin-Luther-King-Tag nachdenke, erfüllen mich sehr gemischte Gefühle. Jemand hat einmal gesagt, die Sklaverei in den Südstaaten der Zeit vor dem Bürgerkrieg sei eine Droge gewesen – sie haben großen Gewinn abgeworfen, aber einen furchtbaren Preis von der menschlichen Seele gefordert.

Zwei Jahrhunderte später erholt sich Amerika immer noch davon. Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich glaube, die Vereinigten Staaten haben große Fortschritte gemacht, wenn man bedenkt, wo wir angefangen haben, aber werden wir jemals zu einer geeinten, multikulturellen Gesellschaft werden? – R.J., Detroit, Michigan



Liebe/r R.J.: Evolution vollzieht sich nur allmählich. Ich würde liebend gerne schon morgen in einer Welt aufwachen, in der alle Menschen als gleichwertig angesehen würden, ungeachtet der Hautfarbe, der Religion, des Geschlechts, der sexuellen Orientierung, der politischen Einstellung oder der ethnischen Zugehörigkeit.

Zu den Mythologien etlicher Weltreligionen gehört eine glückliche Zeit künftiger Harmonie, aber weder Jesus noch Muhammad oder irgendein anderes Mitglied des geistigen „Spitzenteams“ der Menschheit versprach jemals einen leichten Weg zur Erleuchtung. Tatsächlich sagen die drei großen westlichen Religionen – traditionelles Judentum, traditionelles Christentum und traditioneller Islam – ganz spezifisch, dass ein Eingreifen Gottes erforderlich sein werde, um das Himmelreich auf die Erde zu bringen.

Gerade zu Anfang eines Jahres möchte ich mir daher gerne vorstellen, dass wir allmähliche Fortschritte machen – wenn auch manchmal auf schmerzhafte Weise – und mein Augenmerk auf neue Beschlüsse und neue Hoffnung richten. Ich erinnere mich an eine ermutigende Erfahrung in den späten 1990ern, als ich in Georgia lebte. Ich grübelte darüber nach, was ich tun sollte, um meinen Töchtern, Teenagern, am Martin-Luther-King-Tag die Wichtigkeit von Harmonie zwischen den Rassen klarzumachen.

Sollte ich einen Familienrat abhalten und da über Kings Beitrag für Amerika und die ganze Welt diskutieren – vielleicht die Familie seine Rede „Ich habe einen Traum“ anhören lassen? Als ich meine Töchter, die in die Mittelstufe gingen, fragte, was sie am Feiertag vorhätten, sagten die Kinder: Ach, nichts Besonderes. Sie wollten einfach zuhause bei ihrer Freundin Danielle „abhängen“. Ich lächelte, weil ihre Freundin ein liebenswertes und sehr begabtes Mädchen afrikanischer Abstammung war. Noch ein weiter Weg, Dr. King. Genau die Vision von „Ich habe einen Traum“ war wahr geworden – dass schwarze und weiße Kinder zusammen abhängen, war keine große Sache. Das hätte vor einem halben Jahrhundert im tiefen Süden nicht passieren können.

Tatsächlich traf ich, als ich in Georgia lebte, so viele Leute, die so ungezwungen mit allen möglichen Spielarten der Menschheit umgingen, dass es meine ganze Einstellung im Hinblick auf die Zukunft meines Landes änderte. Ich stelle mir seine Zukunft nun als die eines integrierten Landes mit für alle gleichen Gelegenheiten vor.

Aber ich erkenne, dass die Probleme noch existieren; wir müssen immer noch einen weiten Weg zurücklegen. Armut, Arbeitslosigkeit, Waffengewalt und Spannungen mit der Polizei belasten immer noch viele Kleinstädte, so als reiche die Geisterhand des Sklavenaufsehers aus dem 19. Jahrhundert aus dem Grab herüber, um das zweite Jahrtausend heimzusuchen. Dennoch kann die Uhr nicht zurückgestellt werden.

Wie der Reverend Theodore Parker, ein unitarischer Geistlicher des 19. Jahrhunderts und leidenschaftlicher Gegner der Sklaverei, in verschiedenen Schriften, die häufig von Dr. King zitiert wurden, sagte: „Der Bogen des moralischen Universums ist lang, aber er neigt sich der Gerechtigkeit zu.“

Immer, wenn ich über die verbleibenden Herausforderungen schaudere, bewegt sich mein Unity-Denken hin zum Positiven, zu dem erhebenden Chor, den die Freedom Riders mitten in der Bürgerrechtsära anstimmten: „We shall overcome, someday ...“ – Eines Tages werden wir es schaffen und es überwinden. Alles Gute zum Geburtstag, Dr. King. Der Traum wird niemals sterben.


Veröffentlicht in der JA-Zeitschrift: Ausgabe 02 2015 - Herausgeber:FRICK VERLAG Pforzheim

 

Powered by Weblication® CMS

Diese Webseite verwendet Cookies. Durch die Nutzung der Webseite stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu. Datenschutzinformationen