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Leserfragen beantwortert von Dr. Thomas Shepherd

Gute Frage

Wie kann ich Grausamkeiten vergeben?

Lieber Dr. Tom: Ich stelle die Beispiele von Vergebung infrage, die in verschiedenen Neugeist-Schriften benutzt werden. Ich kann es verstehen, persönliche Verletzungen zu vergeben – aber in einem größeren Maßstab: wie kann ich die Grausamkeiten vergeben, die gegenwärtig im Nahen Osten und in Afrika stattfinden? Alles, was ich sehe, ist böse. Wie kann ich diesen Terroristen vergeben, die ganze Gemeinden dezimieren und die Welt in ihrer Interpretation Gottes verändern wollen? Danke, dass Sie sich die Zeit nehmen, dies zu lesen. – M.C., Newark, Kalifornien


Liebe/r M.C.: In gewissem Sinne setzt Ihr Brief die Frage von R.J. fort. Dr. Martin Luther King war ein frommer christlicher Pfarrer mit einem Dr. phil. in systematischer Theologie. Obwohl King glaubte, dass es überall gute Menschen gibt, predigte er nie, dass es kein Böses in der Welt gebe. Wer könnte eine solche Idee verfechten, wenn wir jeden Tag so viele Beispiele für willkürliche Grausamkeit sehen?

Ich beziehe mich nicht bloß auf Terrorismus im Nahen Osten, sondern auch auf brutale Taten, die in amerikanischen Städten begangen werden, so wie der Irrsinn der Amokläufe an den Schulen Columbine 1999 und Sandy Hook im Jahr 2012. Und doch rollt die Pest der alltäglichen Schießwütigkeit weiter und kostet jedes Jahr tausende von Leben, während Politiker sich in verbalen Duellen darüber festbeißen, wie sie Gesetze aus dem 18. Jahrhundert interpretieren sollen, die einmal dazu gedacht waren, Bauern im Rahmen ihrer örtlichen Miliz das Tragen von Musketen zu erlauben. Kein Wunder, dass nachdenkende Personen zu dem Schluss gelangt sind, dass mit der menschlichen Natur etwas ganz gewaltig nicht stimmt.

Ich ziehe diese schmerzlichen Bilder nicht heran, um Leser in Angst zu versetzen. Als Unity-Geistlicher glaube ich immer noch, dass die Essenz eines jeden Menschen ein göttliches Wesen ist, aber ich bin nicht so einfältig zu denken, jeder handle wie der Christus. Einige Leute benutzen ihr göttliches Wesen dazu, ungöttliche Dinge zu tun.

Das Böse ist keine Kraft oder ein körperloser dämonischer Geist – es kommt von der Ausübung des freien Willens, welcher das Kennzeichen der göttlichen Gegenwart ist. Menschen treffen manchmal ganz entsetzliche Entscheidungen. Ich nehme an, die einzige Weise, wie jemand sich wirklich für das Gute entscheiden kann, ist, wenn er auch die echte Möglichkeit hat, das Ungute zu wählen. Alles andere bringt die Theologie in Widerspruch oder verlangt nach dem Konstrukt einer Vorherbestimmung oder einer karmischen Schuld, um zu erklären, warum die Unschuldigen leiden.

Vergebung ist keine Billigung. Vergebung ist keine Bringschuld Gott gegenüber. Bei Vergebung geht es nicht um die Person, der man vergibt. Vergebung ist ein Akt wohltuender Selbstsüchtigkeit. Ich löse mich und lasse los, weil, wenn ich es anders mache, mich das noch mehr leiden lässt.


Veröffentlicht in der JA-Zeitschrift: Ausgabe 03 2015

 

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