Für Jugendliche ab 13
Als Außenseiter gehänselt –
aufgeben oder seinen eigenen Weg gehen?
Leicht hat er’s nicht, der fünfzehnjährige
Andi aus Österreich:
Seit fast einem Jahr besucht er ein Gymnasium in
Deutschland.
Wegen seiner ulkigen Mundart ist er zu einem Außenseiter geworden.
Durch einen Jux im "Rummel", der Lieblingsdiskothek seiner
Mitschüler,
versucht er seine Außenseiterrolle loszuwerden.
(Titelbild: Sabine Saage-Pickel)
Andi überquerte langsam die Tanzfläche, setzte sich
und sah sich ängstlich um. Von den wenigen Gästen schien ihn außer Gustav
niemand zu beachten. Rolf hatte ihn nicht bemerkt. Er unterhielt sich noch
immer mit der Langbeinigen.
Andi umklammerte den Fotoapparat mit beiden Händen,
führte ihn vors Gesicht und schaute durch den Sucher. Rolf tauchte im
Bildausschnitt auf – aber viel zu klein!
Wie war das mit dem Zoomen? Grüne Taste drücken?
Andi tat es.
Der Antrieb surrte leise, Rolf wurde immer größer.
Das ging ja wunderbar!
Plötzlich machte die Langbeinige eine Bewegung zur
Seite, sodass sie Rolf teilweise verdeckte.
„Treapn, bleede!“, dachte Andi. Er nahm die Kamera
vom Gesicht weg und wartete.
War den anderen Leuten aufgefallen, dass er zu
fotografieren versucht hatte?
Andi blickte sich wieder um. Als er zu dem Mann am
Ecktisch hinspähte, wandte der sich ruckartig seinem Bierglas zu.
Hilfe suchend schaute Andi zu Gustav. Der nickte
und deutete heimlich auf Rolf. Da rückte Andi seinen Stuhl ein Stück zur Seite
und sah neuerlich durch den Sucher.
Jetzt musste es gehen – die Langbeinige stand nicht
mehr im Weg!
Andis Finger bebten, obwohl er die Ellbogen auf dem
Tisch aufstützte. Verfluchtes Gezitter!
Andi atmete tief durch, dann hielt er die Luft an.
Rolf füllte jetzt das gesamte Bild aus – von der Gürtellinie bis zum
Haarschopf! Er schien geradewegs in die Kamera zu starren. Das Blitzlicht
zuckte auf – und im selben Augenblick trat Rolf zur Seite.
Verflixt! Hatte Andi zu spät auf den Auslöser
gedrückt?
Hastig nahm er die Kamera vom Gesicht. Ein paar von
den Gästen schauten zu ihm her. Sie mussten den Blitz bemerkt haben. Rolf hatte
ihn bemerkt – mit bedrohlicher Miene kam er schnurstracks auf Andi zugesteuert.
Was nun?
Andi riss die Kamera hoch. Ein Blick durch den
Sucher, ein Druck auf den Auslöser, noch ein Blitz – und damit war’s vorbei.
Ein drittes Foto würde Rolf nicht zulassen...
„Was hast du hier herumzuknipsen?!“, fuhr er Andi
an. „Her da mit dem Ding!“
Er streckte seinen Arm nach dem Fotoapparat aus.
Andi wich zurück.
„Der g’hört nicht mir!“, rief er in einer putzigen
Mischung aus Hochsprache und Mundart. Rolf scherte sich nicht darum und griff
noch einmal zu.
„Her damit, sag’ ich!"
Andi schnellte hoch. Er versuchte zu entwischen, doch Rolf riss ihn am linken
Arm zurück und fasste nach der Kamera. Da machte Andi es so wie damals mit dem
Bärtigen vor dem „Rummel“: Knallhart wie ein geübter Fußballer trat er zu, und
Rolf bekam am Schienbein die Spitze eines weißen Damenschuhs zu spüren.
Alle wandten ihre Gesichter dem brüllenden Kellner
zu, alle wurden Zeugen, wie ein schwarz gelocktes Mädchen mit Rüschenbluse und
Stufenrock durch den Ausgang verschwand.
So viele Zeugen und womöglich kein brauchbares Foto – Andi muss sich auf allerlei gefasst machen ...
"Andi spielt eine tolle Andrea." (Gymnasiastin, 13 Jahre)
"Gustav tut mir leid, weil er sich in 'Andrea' verliebt hat und es die leider nicht gibt." (Gymnasiast, 13 Jahre)
"Beim Lesen schwankt man sehr zwischen lachen und wieder ernst werden." (Fachschüler, 14 Jahre)
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aus diesem Buch
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zu diesem Buch:
Titel: "Lieber zu Hause"
von Toni Traschitzker
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