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... Burlis Papa will etwas tun! Burli ist begeistert dabei!
Die beiden zeigen, wie es gehen kann -
und stoßen auf allerlei Widerstände ...
„Da haben wir’s wieder: große
Sprüche und nichts dahinter!“, schimpfte der Papa, nachdem er diesmal erst am
Abend die Zeitung gelesen hatte. „Dieser Verkehrsminister ist ein
Verkehrt-Minister. Das Wichtigste macht er verkehrt!“
„Wieso?“, fragte Burli
verdutzt.
„Hast du die Zeitung noch
nicht gelesen?“, erwiderte der Papa. „Jetzt will dieser Stümper Steuergeld an
Leute verschenken, die ohnehin reich genug sind.“
„Ach! Du meinst die Förderung
für E-Autos!“ Burli fiel plötzlich der Zeitungsartikel ein, auf den schon auf
der Titelseite hingewiesen wurde:
„Genau diesen Schwachsinn
meine ich!“, rief der Papa. „Erinnerst du dich noch an die Antrittsrede dieses
– Ministers? Großspurig hat er verkündet, die Förderung des öffentlichen Verkehrs liege ihm am Herzen! Ihm liegen wohl nur
Großverdiener am Herzen. Aber die können sich einen teuren Neuwagen auch ohne
Förderung leisten. Burli, ich sag’s dir: Dein langer Brief an diesen
Verkehrt... ach, ist ja wurscht, wie ich diesen Herrn nenne! Dein Brief hat
jedenfalls nichts bewirkt – obwohl er mindestens eine Antwort verdient hätte!
Vielleicht sollten wir zwei wieder einmal einen ...“ Der Papa stockte und
rieb sich nachdenklich am Kinn.
„Leserbrief?“, ergänzte Burli
vorsichtig.
„Genau!“ Der Papa fletschte
angriffslustig die Zähne. „Bist du dabei?“
„Sofort, wenn du willst!“
Burli grinste. „Bin schon unter Strom!“
„Dann ab ins Büro!“ Der Papa
grinste ebenfalls und winkte mit dem Kopf.
Zwei Tage später brachte Vroni
eine Zeitung mit in die Schule.
„Du, Burli“, wandte sie sich
an ihren Sitznachbarn. „Schau einmal: Ist das ein Verwandter von dir?“ Sie
zeigte auf den Namen, der unter einem Leserbrief stand.
„Jö!“, staunte Burli. „Das ist
diesmal schnell gegangen. Darf ich ...“
Er griff nach der Zeitung.
Vroni überließ sie ihm sofort. Hastig überflog er den Leserbrief:
Mit
Steuergeldern – auch von Menschen, die sich trotz Förderung kein Elektroauto
leisten können – fördert man jene, für die der Kauf solcher Fahrzeuge auch ohne
staatliche Geschenke kein Kunststück wäre. Sollte man mit umweltfreundlichen
Fahrzeugen nicht lieber den öffentlichen Verkehr beleben, besonders in jenen
Gebieten, die ohnehin benachteiligt sind? Dann hätten viele etwas davon, auch
die Umwelt, weil weitaus weniger Fahrzeuge auf die Straßen kämen.
Bei
seiner Antrittsrede hat der Verkehrsminister beteuert, der öffentliche Verkehr
liege ihm am Herzen. Ist ihm das Herz abhanden gekommen?
Ich
verzichte jedenfalls auf die neumodische „E-Mobilität“, solange ich mich auf
meine „Fuß-Mobilität“ verlassen kann.
„Ja, das ist er ... unser
Leserbrief“, murmelte Burli.
„Unser Leserbrief? Wieso unser?“,
wollte Vroni wissen.
„Ach, der Papa hat sich über
den Verkehrsminister und seine falschen Versprechungen geärgert“, antwortete
Burli. „Den Leserbrief haben wir gemeinsam verfasst.“
„Ah, da schau her!“, ertönte
es plötzlich vorwurfsvoll hinter Vroni und Burli. „Das hab’ ich mir gleich
gedacht! ,Fuß-Mobilität‘ und lauter so Blödsinn – das kann nur von dir stammen.“
Der dicke Ralf hatte sich
genähert. Er stützte die Arme gegen die Hüften und fauchte Burli an: „Von
Umweltschutz hast du anscheinend keinen blassen Schimmer. Es wird Zeit, dass
endlich E-Autos kommen! Der Staat ist für die Umwelt zuständig. Also muss der
Staat den Kauf von E-Autos fördern!“
Jetzt mischte sich auch Horst,
Ralfs Sitznachbar, ein: „Das sehe ich auch so. Der Staat soll E-Autos fördern!
Dieser Leserbrief ist ein Schwachsinn.“
„Schreib du einen besseren!“, erwiderte Vroni, noch bevor Burli etwas
entgegnen konnte.
„Klar, das machen wir! Gleich
heut’ Nachmittag! Komm, Ralf!“ Horst packte Ralf am Arm und zog ihn mit sich.
„Oje, ’tschuldigung. Das
wollte ich nicht“, sagte Vroni verlegen zu Burli.
„Ach was!“, entgegnete er.
„Die zwei sind zum Leserbriefschreiben bestimmt zu faul.“
Trotzdem war er unsicher
geworden. Am nächsten Tag schaute er schon in der Früh vor dem Schulweg in die
Zeitung, um festzustellen, ob auf der Leserbriefseite jemand etwas gegen seinen
und Papas Leserbrief einzuwenden hatte. Aber erst am folgenden Morgen fiel ihm
ein bissiger Beitrag auf:
Wer
E-Mobilität als „neumodisch“ ablehnt, hat keine Ahnung von ihrer Bedeutung für
den Umweltschutz. Und wer die äußerst sinnvolle Maßnahme unseres geschätzten
Herrn Verkehrsministers zur Förderung des Kaufs von Elektroautos als
„Steuergeschenke für Wohlhabende“ abtut, hat nicht begriffen, worum es geht:
Der Verkauf von Elektroautos muss angekurbelt werden, damit die Preise für
diese Fahrzeuge gesenkt werden können und sich schließlich jeder eines leisten
kann. Also bedarf es zunächst einmal eines Anreizes zum Kauf von Elektroautos!
Gut, dass der Herr Minister weiß, was er tut!“
„Ja, ja, große Reden halten
und das Gegenteil davon verwirklichen!“, schimpfte der Papa, als Burli ihn am
Abend auf diesen Leserbrief hinwies. „Zuerst heißt es, man müsse den
öffentlichen Verkehr fördern. Und wer wird jetzt
gefördert? – Leute, die eine solche Förderung gar nicht nötig hätten. Es dreht
sich wohl nur um eine versteckte Förderung der Autoindustrie oder wie oder
was!“
Für Burli war das kein Trost.
Der Leserbriefschreiber – weder Ralf noch Horst – schien zumindest recht zu
haben, wenn er meinte, es gehe zunächst um einen „Anreiz“.
Zwei Tage später entdeckte
Burli frühmorgens einen weiteren Leserbrief zu diesem Thema:
Hurra,
die Umwelt ist gerettet! Jetzt wird nur mehr mit „E-Mobilen“ herumgefahren
(auch wenn’s bloß um die Hausecke zur nächsten Trafik geht). Doch mir tun sich
ein paar Fragen auf: Woher mit dem vielen Strom? Wohin mit den vielen
verbrauchten Batterien? Noch mehr Atomkraftwerke? Noch mehr Sondermüll?
Der
Privatverkehr darf nicht ins Uferlose wachsen. Darum hat kürzlich ein kluger
Leserbriefschreiber gemeint, man müsse vor allem den öffentlichen Verkehr
fördern; und er weist auf etwas Naheliegendes hin: „Fuß-Mobilität“. Wozu werden
Menschen mit Beinen geboren? Zum Gehen! Jeder Hausarzt wird bestätigen: Gehen
ist gesund! Wer zur Fortbewegung auch für kleinste Strecken Räder als moderne
Krücken braucht, ist ein bedauernswerter Mensch.
Verdutzt schaute Burli auf den
Namen des Leserbriefschreibers: V. Mayer.
Stand das „V“ für Veronika,
Vronis Taufnahmen? Mit Familiennamen hieß sie Mayer! Und über Burlis
Begeisterung für „Fuß-Mobilität“ wusste sie Bescheid!
Burli nahm die Leserbriefseite
mit, legte sie noch vor Unterrichtsbeginn auf die Schulbank und wandte sich an
Vroni: „Schau einmal! Könnte das von dir sein?“
Burlis Vermutung stimmt: Auch seine neue
Sitznachbarin Vroni hat sich in die „Leserbriefkämpfe“ gemischt, und sie steht
fest auf Burlis Seite. Die beiden werden bald in doppeldeutiger Weise als
„Umweltfreunde“ gehänselt. Aber sie wissen, worauf sie sich einlassen – auch in
ihrer vorwissenschaftlichen Arbeit für die Reifeprüfung.
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Titel: "Unter Strom ..."
von Toni Traschitzker
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