Für Kinder ab 9
Gefangen im Fernseher!
Wie ist das möglich?
Daran ist bestimmt die Fernsehwerbung schuld...
Unheimliche Abenteuer muss der kleine Joggl erleben,
nachdem ihn der neue riesengroße Fernsehapparat verschlungen hat.
Zum
Glück ist Joggl nicht das einzige Opfer des Fernsehungetüms.
Einer nach dem anderen – so durchstreiften die drei
den Urwald: Hanse Schimpanse marschierte an der Spitze, Schnuffi folgte dicht
hinter ihm, und Joggl stolperte als Letzter hinterdrein. Er hoffte noch immer,
die Fernbedienung irgendwo im Gras zu finden. Ohne sie kamen er und Schnuffi
vielleicht nie mehr nach Hause zurück! Dieser Gedanke jagte ihm Angst ein, aber
vor etwas anderem fürchtete er sich noch mehr: vor wilden Tieren.
„Hanse Schimpanse“, wandte sich Joggl an den Affen. „Gibt’s hier Löwen?“
„Freileilich – Löwöwen, Tigiger, Schlangangen“, antwortete der Schimpanse.
„Bisttu ja im Dschungungel.“
„Au weia“, stöhnte Joggl. „Wenn wir bloß die Fernbedienung wiederfänden!
Dann könnten wir notfalls schnell verschwinden.“
Hanse Schimpanse entgegnete nichts. Auch Schnuffi schwieg. Wachsam sah er
sich nach allen Seiten um. Er kannte sich hier nicht aus, also hieß es:
vorsichtig sein!
Plötzlich – sie waren noch nicht einmal zehn Minuten unterwegs –
plötzlich trat ihnen mit gewaltigem Brüllen ein Löwe in die Quere! Joggl
purzelte über seinen Hund und wagte vor Schreck nicht einmal zu schreien. Auch
Schnuffi schlotterte vor Angst. Hanse Schimpanse aber herrschte den Löwen in
der Affensprache an: „Schluss mit dem Radau!“
„Was? Waaas?“, brauste der Löwe auf – ebenfalls in der Affensprache.
„Willst du mir drohen? Mir, dem König der Tiere?“
Der Schimpanse erwiderte seelenruhig: „Du nennst dich König und führst
dich wie ein Straßenräuber auf. Mach uns den Weg frei, sonst filme ich dich
sofort bei deinem ungehobelten Benehmen! Oder noch schlimmer: Ich filme dich
überhaupt nicht. Dann kommst du König der Tiere nie wieder ins Fernsehen.“
„Was? Waaaas?“ Der Löwe riss entsetzt die Augen auf. „Ich, der König der
Tiere, soll nie mehr ins Fernsehen kommen?“
„Nein“, gab der Schimpanse kühl zurück. „Wer sich so gewalttätig gebärdet
wie du, ist ein schlechtes Vorbild und hat im Fernsehen nichts zu suchen.
Verstanden?“
„Ja, aber ...“ Der Löwe glotzte verstört vor sich hin. Auf einmal
verneigte er sich und sagte ungemein höflich: „Also bitte! Bitte gern! Ich tu’
alles, damit ich ins Fernsehen komme. Nur vorbei, meine Herrschaften!“
„Warum nicht gleich so?“ Der Schimpanse griff nach seiner Filmkamera.
„Und nun mach gefälligst eine freundliche Miene! Denk dran, dass ich als
Menschenforscher normalerweise keine Tiere filme!“
Während Hanse Schimpanse die Kamera auf den Löwen richtete, rappelte sich
Joggl verdattert auf. Er hatte kein Wort von dem verstanden, was der Affe und
der Löwe miteinander gesprochen hatten.
„So, mein lieber Herr König!“, sagte Hanse Schimpanse – noch immer in der
Affensprache. „Wenn jetzt meine zwei Begleiter an dir vorbeispazieren, blickst
du ihnen friedlich wie ein Lamm nach. Verstanden?“
Der Löwe nickte. Hanse Schimpanse deutete Schnuffi und Joggl mit einem
Wink an, dass sie weitergehen sollten. Joggl traute sich aber erst von der
Stelle, als ihm der Schimpanse zugerufen hatte: „Kommomm, Jogoggl! Kommomm!“
Der Löwe ließ Joggl und Schnuffi tatsächlich ungeschoren vorüber und
grinste sogar freundlich.
„Sehr brav, Herr König!“, lobte ihn Hanse Schimpanse.
„Soll ich den beiden zum Abschied die Pfoten schütteln?“, fragte der Löwe,
nachdem der Affe auf die Stopptaste der Kamera gedrückt hatte.
„Auf keinen Fall!“, lehnte Hanse Schimpanse ab. „Ich will dich im Film so
natürlich wie möglich zeigen.“
"Soll ich also lieber einen von ihnen auffressen?“, schlug der Löwe begeistert
vor.
„Dummkopf“, erwiderte Hanse Schimpanse. „Seit wann besteht deine natürliche
Nahrung aus Menschen und Hunden? Außerdem will ich keinen Film über deine
Essgewohnheiten drehen. Sei endlich zufrieden!“
Der Löwe seufzte und bedankte sich für die Filmaufnahmen. Dann gähnte er
herzhaft, ließ sich ins Urwaldgras sinken und fragte sich verwundert: „Warum
werde ich von dem bisschen Filmen gleich so hundemüde? Dabei bin ich gar kein
Hund ...“
Ein paar Sekunden später schnarchte der König der Tiere. Joggl und seine beiden
Begleiter waren bereits im Dickicht verschwunden. Als sie kurz darauf einem
gierigen Panther und wenige Minuten später zwei verfressenen Tigern begegneten,
konnte Hanse Schimpanse ein Unglück wieder nur dadurch vermeiden, dass er den
Raubkatzen drohte, sie nicht zu filmen. Eine hungrige Riesenschlange überlistete
er ebenso.
„Ich versteh’ das nicht“, sagte er zu Schnuffi. „Warum sind alle so drauf
versessen, ins Fernsehen zu kommen? Das müsste einmal erforscht werden.“
„Ich möchte nicht ins Fernsehen“, entgegnete Schnuffi. „Stell dir vor: Da wirst
du von hunderttausend Leuten angegafft! Und wenn du dich zufällig dringend
schnäuzen musst, sehen das alle und lachen dich womöglich aus. Nein danke, da
wär’ ich zehnmal lieber ein Held in einem lustigen Buch. Aber wer macht sich
schon die Mühe und schreibt über mich ein Buch?“
„Du kannst ja selber eins schreiben“, schlug der Schimpanse vor.
„He, ihr zwei!“, mischte sich Joggl ein. „Was quasselt ihr dauernd miteinander?
Ich würde euch so gern verstehen.“
„Mussttu eben Affaffensprache lernernen“, erwiderte Hanse Schimpanse.
„Lernen – bäh“, brummte Joggl.
„Faulaulpelz“, meinte Hanse Schimpanse. Auf einmal blieb er stehen und horchte.
Hanse Schimpanse führt Joggl und Schnuffi bis ans Meer. Dort ist noch lange nicht Schluss mit den Abenteuern – und leider auch keine Spur von der Fernbedienung ...
"Am schönsten ist, dass Schnuffi (= Joggls Hund) wieder jemanden zum Spielen hat und nicht nur vor dem Fernseher sitzen muss!" (Volksschülerin, 10 Jahre)
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zu diesem Buch:
Titel: "Fernsehgeister"
von Toni Traschitzker
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