Für Jugendliche ab 14
Kann eine schlechte Klassengemeinschaft gerettet werden?
Für Edmund Seritsch, Schüler der verrufenen Id, ist die Handelsakademie, eine besondere kaufmännische Schule in Österreich, von Anfang an kein Honiglecken. Obendrein haben ihn die Mitschüler zum Klassensprecher gewählt. Als die Id für längere Zeit die gefürchtete Frau Professor Sintinger in den Fremdsprachen vorgesetzt bekommt, muss sich Edmund, genannt Ede, auf einiges gefasst machen.
Es sah so aus, als würde die
Italienischlehrerin bei der Auswahl der Prüflinge diesmal nach dem Sitzplan
vorgehen. Nach Lydia, die vor Monika saß, kam Gerda Aschbacher dran, die vor
Lydia saß. Gerda schaffte mit Müh und Not und viel Gestotter einen Vierer.
Erika Siebeck, die wiederum einen Platz weiter vorn saß, wippte unruhig mit den
Beinen. Aber nicht sie kam als
Nächste dran, sondern ein anderer: Edmund Seritsch.
Ede stellte sich neben den Lehrertisch und
merkte nicht, dass er vor Aufregung dauernd das Standbein wechselte.
„Steh ruhig!“, forderte ihn Professor
Sintinger auf. „Du schwankst hin und her wie ein Betrunkener.“
Ede biss sich auf die Unterlippe.
„Fleisch!“, wollte die Lehrerin als Erstes
auf Italienisch wissen.
„Cane“, antwortete Ede.
„,Carne‘ heißt das – nicht ,cane‘!“, besserte Professor Sintinger
aus. „,Cane‘ ist der Hund. Merk dir
das endlich!“
Ede schlug sich auf die Stirn. Mindestens
fünfmal hatte ihm Seppi am Vortag den Unterschied zwischen „la carne“ und „il
cane“ einzutrichtern versucht!
„Weiter: Was heißt ,Milch‘?“, wollte die
Lehrerin wissen.
„Milk“, antwortete Ede.
Einige fingen zu kichern an, und Professor
Sintinger fragte vorwurfsvoll: „Haben wir jetzt Englisch oder Italienisch?“
„Äh ...? Ach so – ,latte‘ heißt’s natürlich!“ Ärgerlich patschte sich Ede wieder auf
die Stirn.
„Artikel?“
„Articolo.“
„Nein! Den Artikel zu ,latte‘ will ich wissen.“
„Ach ja ... äh .... il – il latte.“
„Weiter: Obst und Gemüse.“
„Frutta e verdura.“
„Pfirsich.“
„Äh ... ah, das ist das Wort, das man so
leicht mit ,Fisch‘ verwechseln kann!“
„,Pfirsich‘ will ich wissen!“
„Pesca – la pesca.“
„Und ,Fisch‘
– wenn du schon davon redest?“
„Pesce – il pesce.“
„Mehrzahl?“
„Äh ... il plurale.“
„Die Mehrzahl von ,Fische‘ möcht’ ich hören!“
„I Pesci.“
„Fischen?“
„Äh ... ähm ... pescare.“
„Na großartig.“
„Magnifico.“
„Wie? Ach so – ,großartig‘ wollt’ ich nicht wissen.
Danke, setzen!
Befriedigend.“
Einen Augenblick stand Ede starr. „Danke,
setzen!“ – das hieß eindeutig: Die Prüfung ist vorbei. – Und das mit einem
Befriedigend!
Ede schlotterten die Knie vor Aufregung,
nachdem er sich gesetzt hatte.
„Befriedigend – neuer Weltrekord!“, wisperte
er. Nicht einmal bei Professor Reichart hatte er bisher ein Befriedigend
geschafft!
Nach dieser Prüfung kann Ede wieder hoffen, in Italienisch doch noch durchzukommen. Aber auch in Englisch und Deutsch geht’s ihm miserabel. Und als Klassensprecher der Id erwarten ihn oberdrein zusätzliche Ärgernisse: Die Id soll, weil sie so schlecht ist, im Herbst „aufgelöst“ werden. Das hat Professor Sassmann, der Jahrgangsvorstand, schon mehrmals angedeutet.
Zur Fortsetzung des Buches: "So eine Klasse!"
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Titel: "Pfeif drauf!"
von Toni Traschitzker
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