Für Jugendliche ab 14
Wenn lernen allein zu wenig ist ...
... dann muss man sich etwas einfallen lassen, so wie Ede und die Schüler der Id, einer verrufenen ersten Klasse einer Handelsakademie. Unglücklicherweise werden sie bei ihren Beratungen von jemandem gestört: dem Sohn ihres Jahrgangsvorstands, Professor Sassmann.
Noch hatte niemand Peter bemerkt. Alle
achteten auf Bruno. Der übernahm soeben eine Flanke von Seppi, trickste einen
Gegenspieler aus und schoss ein Tor. Da zuckte es Peter in den Füßen – er
wollte mitspielen! Entschlossen fuhr er zur Wiese. Doch als er sie erreichte,
setzten sich die Spieler ins Gras und machten eine Pause.
„Hallo, Ede!“, rief Peter dem Klassensprecher
der Id zu. „Braucht ihr einen Goalmann?“
Alle schauten zu Peter her. Einer von den
fremden Burschen, der ebenso groß und kräftig wie Gustl war, flüsterte Ede
misstrauisch etwas zu.
Peter stieg von seinem Rad. Ede und ein paar
andere grüßten ihn, aber es hörte sich nicht gerade einladend an, eher verlegen.
„Spielt ihr nicht mehr?“, fragte Peter
enttäuscht.
„Vielleicht später wieder“, antwortete Ede.
Er wandte das Gesicht von Peter ab, rupfte
ein Grasbüschel aus und sagte nichts mehr. Auch seine Begleiter
schwiegen.
„Stör’ ich euch bei irgendetwas?“, fragte
Peter verunsichert. Da murmelte Walter, der neben Ede saß: „So könnte man’s
nennen.“
„Ach so ... na dann ...“ Peter wollte wieder
auf sein Rad steigen.
„Bleibst halt da!“, rief Ede. Er stand auf,
stellte Peter denjenigen vor, die ihn noch nicht kannten, und sagte:
„Vielleicht kann er uns ein paar Tipps geben.“
Der Sohn des Professors ließ sein Rad am Rand
der Wiese zurück, setzte sich zu Ede ins Gras und erkundigte sich, was für
„Staatsgeheimnisse“ sie hätten.
„Es geht um unseren Wandertag“, berichtete
Ede. „Wir haben etwas Besonderes vor, eine Art Abschlussparty.“
„Was heißt hier Party?“,
widersprach Hannes. „Eine richtige Show soll das werden! So wie im Fernsehen!“
„Eine Show? Am Wandertag?“ Peter runzelte die
Stirn.
„Du weißt ja, was wir das letzte Mal über
deinen Vater und unsere Klasse geredet haben“, sagte Ede. „Der Wandertag soll
eine Überraschung für ihn sein. Aber verrat ihm das bitte nicht.“
„Ich versteh’ nicht ganz – was meint ihr mit ,Show‘?“ Peter blickte misstrauisch vom
einen zum anderen. Da platzte Gerda heraus: „Na seht ihr, ich hab’s euch gleich
gesagt: Das mit der Show ist eine Schnapsidee! Bleiben wir lieber bei einer
Party!“
„Aber warum denn?!“, verteidigte Hannes seine
„Schnapsidee“. „Ihr wollt doch alle etwas Besonderes.
Was tut man schon bei einer Party? Sinnlos fressen und herumsaufen und blöd
durch die Gegend quatschen!“
„Bei einer Show musst du etwas bieten“,
erwiderte Gerda. „Willst du einen Zauberkünstler auftreten lassen oder eine
indische Bauchtänzerin?“
Einige lachten, aber Hannes rief hitzig: „Ach
was, wir führen selber irgendetwas auf!“
„Und was?“
„Wir könnten zum Beispiel ein paar komische
Szenen von Karl Valentin und Liesl Karlstadt nachspielen“, schlug Hannes vor.
„Haha, eine Liesl haben wir ja!“, rief Walter. „Den Karl Valentin müsstest du spielen.“
„Warum nicht?“, entgegnete Hannes.
„Ich
spiel’ lieber Fußball!“, rief Gustl.
„Warum nicht?“, sagte Hannes wieder. „Wir
könnten wirklich ein Fußballspiel veranstalten – aber eine Juxpartie ... zum
Beispiel ein Match, bei dem die Mädchen gegen die Burschen antreten und
haushoch gewinnen. Die Mädchen spielen mit Stöckelschuhen!“
„Hähä, wieso nicht umgekehrt?“, spottete
Gerda.
„Wenn wir gewinnen, bin ich dabei – aber ohne
Stöckelschuhe!“, mischte sich Erika ein.
„Ihr könnt ja mit richtigen Fußballtretern
kicken!“, rief Walter.
„Oder mit Schwimmflossen!“, kreischte Bruno.
„Ja, wieso nicht!“,
ereiferte sich Hannes. „Hauptsache, es wird eine Hetz!“
Schon sah es so aus, als ließen sich einige
für das Juxspiel begeistern. Auf einmal fragte Peter: „Was macht ihr, wenn’s
regnet?“
Oje! An Schlechtwetter
hatten sie noch nicht gedacht! Ganz gleich, was
sie unternahmen – es musste etwas sein, was man notfalls unter einem Dach tun
konnte. Hannes, der unbedingt etwas „aufführen“ wollte, schlug vor, in einem
Gasthof einen Raum reservieren zu lassen.
„Du immer mit deinem ,Aufführen‘!“, erwiderte Gerda. Ohne Rücksicht auf die Anwesenheit
des Professorensohns fügte sie hinzu: „Wenn
das Ganze dem Sassmann nicht passt, war alles für die Katz!“
„Stimmt“, bestätigte Peter. „Mit Klamauk und
Klimbim könnt ihr meinen Vater kaum beeindrucken.“
„Spielverderber“, brummte Hannes.
„’tschuldige, ich wollte
dich nicht kränken“, erwiderte Peter. „Aber eins muss euch klar sein: Was auch immer ihr
,veranstaltet‘ oder ,aufführt‘ – wenn’s etwas Kitschiges ist, könnt ihr euch
fürs nächste Schuljahr einen anderen Klassenvorstand suchen.“
Da machten alle betroffene Gesichter! Hannes
starrte düster vor sich hin und murmelte: „Lassen wir’s eben bleiben.“
„Versteht mich nicht falsch, euer Plan
gefällt mir – grundsätzlich jedenfalls!“, beteuerte Peter. „Aber ich halte es
für anständig, euch zu warnen.“
„Warnen?“ Hannes warf
dem Professorensohn einen giftigen Blick zu.
„Ja, warnen“, wiederholte Peter. Da alle
verlegen schwiegen, fuhr er fort: „Als ihr vorhin von Party und Show geredet
habt, hab’ ich gleich an Radau und Popmusik denken müssen, und so etwas kann
mein Vater nicht ausstehen. Tut mir leid!“
Schon wollen Edes Freunde aufgeben. Doch auch Liesl und ihre Freundin Maria haben sich etwa ausgedacht.
Zur Vorgeschichte zu diesem Buch: "Immer diese Klasse!"
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Titel: "Einfach singen!"
von Toni Traschitzker
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