Lugge haut drauf 

Titelbild: Lugge haut drauf


Für Jugendliche ab 14

Fußball aus Freude – Sport als Geschäft?

Lukas Lagger, genannt Lugge ist, zum "Kicker der Woche" gewählt worden!

Beginnt damit eine tolle Karriere als Profifußballer für ihn?
Oder will sich die Sportjournalistin, die über ihn in der Zeitung berichtet hat,
nur wichtig machen?


Leseprobe

Onkel Fredi schien in letzter Zeit ähnlich wie Herr Hochfelder zu denken – im Unterschied zu Frau Lagger. Die hatte ihrem Sohn eine Mappe geschenkt, in der er alle Zeitungsartikel über sich und seinen Verein sammeln sollte. Lugge tat es mit Eifer.
    „Ui, schon wieder ein Lukas-Lagger-Zettel“, spöttelte Onkel Fredi einmal. „Ist der nicht ein bisschen winzig?“
    „Wieso winzig?“, entgegnete Lugge. „Hauptsache, mein Name steht drauf!“
    „Lagger – stimmt.“ Onkel Fredi schmunzelte. „Du wirst bald mas­senhaft Lagger-Zettel abheften können.“
    „Glaubst du wirklich?“ Lugge sah seinen Onkel begeistert an.
    „Na klar!“ Fredi zwinkerte und fuhr schelmisch fort: „Seit kurzem haben wir einen eigenen Sportminister, der heißt Lagger. In Zukunft werden also haufenweise Lagger-Berichte durch die Zeitungen geis­tern.“
    „Ach geh! Hänsle deine Urgroßmutter!“, rief Lugge enttäuscht.
    „Wieso denn? Es stimmt doch!“, erwiderte der Onkel. „Wir haben jetzt einen Sportminister namens Lagger. Toll, nicht? Da wird unser Land ein echter Sportstaat werden. Keiner kurvt mehr unnötig mit dem Auto durch die Gegend, alle gehen brav sportlich zu Fuß. Nur der Herr Sportminister fährt – muss er ja, damit vor lauter Sportlern nicht die ganze Automobilindustrie zusammenbricht. Aber mit Fern­sehsportlern ist jetzt Schluss!“
    „Fernsehsportler?“
    „Ja. Das sind solche mit Zigarette im Maul, Bier im Bauch und Polstersessel unterm Hintern! Herr Lagger wird’s schon richten.“
    „Fredi, bist du krank?“, mischte sich Lugges Mutter ein. „Du re­dest heut’ daher wie ein ... wie ein...“
    „Philosoph – sag’s ruhig“, ergänzte Onkel Fredi. „Aber es ist ja wahr. Wenn die sogenannten ,Sportfans‘ echte Sportsfreunde wären, gäb’s um die Hälfte weniger Straßenverkehr. Alle reden groß von Sport, ein eigener Minister muss her. Wozu? Es ändert sich trotzdem wenig: Der eine Teil der Bevölkerung ist bequem und bewegungs­faul, der andere lässt sich in einen übertriebenen Leistungssport hin­einhetzen. Zeitungen und Fernsehen sind natürlich die Oberhetzer, es wird fleißig gelobhudelt, nicht selten im Namen der ganzen Na­tion, Geschäftemacher verdienen sich dumm und dämlich. Wenn aber ein Sportler nicht mehr so kann, wie’s erwartet wird, lässt man ihn fallen wie ein wertloses Ding – und stürzt sich aufs nächste Op­fer. Unser Lukas könnte eines werden.“
    „So ein Unsinn!“ Frau Lagger blickte ihren Bruder verständnislos an. „Du selber hast ja immer vorgeschwafelt, Luki hätte Talent zum großen Fußballer! Und jetzt, wo’s sogar in allen Zeitungen steht, redest du wie ein – ich weiß nicht was! Wieso denn?“
    „Weil Lukas mitten in der Ausbildung steckt!“, rief Fredi hastig. „Soll er die plötzlich abbrechen, nur weil ihn eine übereifrige Zei­tungsdame zum Wunderkicker hochspielt? Kicken ja – aber nicht auf Kosten der Ausbildung und schon schon gar nicht auf Kosten der Gesundheit! Schau dir den Buben doch an: dauernd diese Verletzun­gen! Die Herrschaften vom Verein verheizen ihn förmlich. Genau das gefällt mir nicht. Es geht alles viel zu schnell.“
    „Geh du lieber schnell, bevor mir die Hand ausrutscht!“, warnte Frau Lagger. „Du alter Spielverderber!“
    „Ich bin kein Spielverderber“, widersprach Fredi. Grinsend wand­te er sich an seinen Neffen: „Los! Hol deine Lederwuchtel, dann ge­hen wir hinaus auf die Wiese, und du bringst mir den Hüpftrick bei! Der nächste ,Kicker der Woche‘ will ich sein! Gemma, gemma!“

Noch ist das Verhältnis zwischen Lukas und seinem Onkel ungetrübt. Das ändert sich aber, als der Manager eines großen Profiklubs Interesse an Lugge und dessen Fußballfreund Kersche zeigt.

 

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