Oll-All und der Wunderfreund

Titelbild: Oll-All und der Wunderfreund

 Für Kinder ab 9

Weltmeister im Davonrennen?
                        Wenn eine Schwäche zur Stärke wird!


Ein Schüler aus der 2a will im Spielpark Olivers Freund zu einem Zweikampf herausfordern.
Leider hat sich Oliver verplappert. Sein Freund Juggi-Jaggi ist nur ein "Gedankenfreund",
und das soll niemand erfahren!


Leseprobe

Eine sonderbare Unruhe packte Oliver, als er am Nachmittag um halb drei auf die Küchenuhr blickte.
      Würde der lange Kerl aus der 2a wirklich um drei Uhr im Spielpark auf Olivers Freund warten? – Da konnte er lange warten!
      Aber was dann, wenn auch Herfried und all die anderen Spotthammel hingingen, um sich den Freund anzusehen? Juggi-Jaggi war für sie unsichtbar; also würden sie behaupten, der Freund hätte sich nicht zum Spielplatz getraut und wäre ein Feigling wie Oliver.
    "Lass diese dummen Gedanken, Oll-All!", meldete sich Juggi-Jaggi. "Die Spotthammel sollen ruhig warten – du hast Wichtigeres zu tun. Los, los! Der Wald wartet auch – und zwar auf den besten Dauerläufer und Davonrenner aller Zeiten!"
    Juggi-Jaggi hatte Recht. Also rannte Oliver los. Wieder schaffte er es ohne Rastpause bis zum Waldrand. Die Bäume schaukelten leicht im Wind, und das sah so aus, als wollten sie dem "besten Dauerläufer und Davonrenner aller Zeiten" freundlich zuwinken.
    Oliver keuchte längst nicht mehr so heftig wie damals, als er das erste Mal hierher gerannt war. Er rastete nur zwei Minuten, danach kehrte er um. In der Nähe der Abzweigung zum Spielplatz verlangsamte er plötzlich die Geschwindigkeit.
    Hatte da nicht Grete Hirlitz kurz um die Ecke gespäht?
    Oliver lief bis zur Kreuzung weiter. Dort blieb er stehen und schaute sich in der Seitenstraße um, die zum Spielplatz führte. Grete war nirgends zu sehen. Oliver wischte sich den Schweiß von der Stirn und wollte weiterlaufen, doch er zögerte.
      Es musste jetzt ungefähr drei Uhr sein. Vielleicht wartete der Lange aus der 2a wirklich auf dem Spielplatz! Vielleicht warteten auch Herfried und die anderen dort. Bestimmt würden sie wieder spotten, wenn nicht jemand auftauchte und sagte, er sei Olivers Freund!
      "Wir können ja kurz beim Spielplatz vorbeischauen", schlug Juggi-Jaggi vor. Doch Oliver traute sich nicht.
      "Na los!", drängte Juggi-Jaggi. "Was kann dir schon passieren? Immerhin bist du Weltmeister im Davonrennen. Der Lange hat dich gestern nicht erwischt."
      "Nachgerannt ist er mir ja nicht", wandte Oliver ein.
      "Na und?", erwiderte Juggi-Jaggi. "Er hat eben gewusst, dass er einen Weltmeister im Davonrennen nie und nimmer einholen kann. Also komm schon – wenigstens bis zur Kreuzung!"
      Die Knie schlotterten Oliver vor Angst, aber er näherte sich tapfer der nächsten Straßenecke.
      Lauerte dahinter jemand?
      Nein – keine Menschenseele, nicht einmal eine Hauskatze! Der Spielplatz lag still und verlassen da.
      Oder hatte sich jemand hinter den Büschen verkrochen? Wo steckte Grete?
      Unschlüssig blieb Oliver stehen. Vielleicht war Grete nach Hause gelaufen. Sie wohnte irgendwo hier in der Nähe.
      "Vorwärts, Oll-All – bis zur gelben Holzbank da drüben beim Gebüsch!", zischelte Juggi-Jaggi. "Eine kleine Rast auf der Bank hast du dir ohnehin verdient."
      Oliver ging zögernd weiter. Ängstlich blickte er zu den dichten Büschen, doch er konnte nicht erkennen, ob sich darin jemand versteckt hielt. Endlich erreichte er die gelbe Bank.
      "Na also, großartig!", flüsterte Juggi-Jaggi. "Los, Oll-All! Hinsetzen! Ausrasten!"
      Oliver setzte sich. Verstohlen schaute er abermals zu den Büschen. Die Blätter raschelten friedlich im Wind, sonst rührte sich nichts Verdächtiges.
      "Na, wo bleibt der lange Feigling?", fragte Juggi-Jaggi, und er gab gleich selbst die Antwort: "Der hockt zu Hause hinterm Ofen und traut sich nicht her!"
      "Genau", murmelte Oliver.
      "Ja, ja", fuhr Juggi-Jaggi fort, "der hat wahrscheinlich herausgekriegt, dass ich dein Freund bin; und da hat ihn gleich die Angst gepackt."
      "Genau", murmelte Oliver wieder. "Du bist eben der Größte, Juggi-Jaggi."
      Plötzlich kicherte es im Gebüsch!
      Oliver zuckte zusammen. Da raschelte es hinter den Blättern, und schon tauchte einer nach dem anderen auf: Herfried, Peter, Ludwig und noch ein paar Buben aus Olivers Klasse. Zuletzt kroch auch Grete zwischen den Büschen hervor. Nur einer fehlte: der Lange aus der 2a.
      "He, Oli, mit wem redest du da?", fragte Herfried spöttisch.
      "Wie ... wieso?" Oliver stand verlegen auf.
      "Wir haben gehört, dass du mit jemandem geredet hast – mit einem Juggl-Jaggl!", rief Ludwig.
      "Er heißt nicht Juggl-Jaggl!", erwiderte Oliver empört.
      "Ist ja Wurscht! Jedenfalls hast du mit ihm geredet", entgegnete Ludwig. "Oder hast du mit dir selber geredet?"
      "Haha, der spricht mit sich selber!", platzte Grete heraus.
      "Gar nicht wahr ..." Oliver suchte nach einer Ausrede. "Ich hab’ telefoniert."
      "Telefoniert? Und wo ist dein Telefon?"
      "Ich brauch’ keines! Mit meinem Freund kann ich ohne Telefon telefonieren."
      "Jö!" Grete guckte Oliver erstaunt an. Die anderen aber glaubten ihm kein Wort und lachten ihn aus.
      "Wenn du schon mit deinem Juggl-Jaggl telefonierst, dann sag ihm, er soll herkommen!", rief Peter. "So einen Wundertelefonierer möchten wir gern sehen."
      "Mit euch Dummköpfen telefoniert er nicht", rutschte es Oliver heraus. Dann wandte er sich ab, und während ihm die Tränen über die Wangen kollerten, bewies er wieder einmal, dass er Weltmeister im Davonrennen war.
      "Angsthase!", schallte es hinter ihm her.

Oliver will kein Angsthase sein! Juggi-Jaggi muss ihm helfen – irgendwie...


Lesermeinungen:

"Das hat mir am Buch gut gefallen, dass es den Juggi-Jaggi in echt gegeben hat." (Volksschülerin, 9 Jahre)

"Besonders gefallen hat mir, dass Oll-All in Juggi-Jaggi einen echten Freund gefunden hat. Es ist wichtig, einen Freund zu haben. Das Buch ist sehr lustig. Ich werde es sicher noch oft lesen, weil einmal reicht nicht." (Volksschülerin, 10 Jahre)

 

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