Leserkommentar zum Buch

„Simissa oder die Rückkehr der Jugend“

Die Geschichte. „Sie mögen ja Dutzende hervorragende ‚Experten‘ haben, die gewohnt sind, mit ihrer Fülle an Fachwissen aufzumarschieren. Das muss man vorerst einmal anerkennen. Aber diese Leute haben leicht reden: Allesamt sind sie gut verdienende Persönlichkeiten, ich bezweifle, dass sie die Alltagssorgen der kleinen Leute wirklich kennen.“ – Worte der Kritik an einen Sozialminister, der mit rechtsradikalen, ausländerfeindlichen Parolen und der Erhöhung des Pensionsalters auf 72 in den Wahlkampf zieht.

Simon Altmeister, ein bald 65-jähriger Lagerverwalter, der krankheitsbedingt einen Pensionsantrag stellt, freut sich darauf, endlich loslassen zu können. Aber: Ärzte und nicht zuletzt der Sozialminister, kurz „Mister Asozial“, machen ihm einen Strich durch die Rechnung. Drei Jahre länger soll Simon arbeiten, bis 68 – und dann vielleicht tot umfallen!

In Clarissa Jungthaler, einer Serviererin, die er bei Wanderungen zu einem Alpengasthof kennenlernt, findet er eine Gleichgesinnte. Mit Papier und Feder ziehen sie gegen „Mister Asozial“, zum „Asomi“ stilisiert, zu Felde. Selbst tarnen sie sich in ihren Schreiben an Medien und Sozialminister hinter „C. S. Simissa“.

Und dann ist da noch die sogenannte „Jugendseuche“, die grassiert und der zufolge die Menschen immer länger leben – wie „Asomi“ schlussfolgert. Was aber passiert dann?

Als der als Kanzlerkandidat gehandelte Sozialminister in die Heimatstadt der beiden kritischen Geister zu einer Wahlkampfveranstaltung kommt, wird ein verwegener Plan geschmiedet. Einen offenen Brief, den Clarissa vor laufenden Kameras dem Minister übergeben wird, soll der Minister Wort für Wort vorlesen. Alles ist eingefädelt, doch da passiert etwas Unvorhergesehenes …

Hintergrund und Kritik. Mit dieser Geschichte transzendiert Autor Toni Traschitzker sein bislang gepflegtes Jugend-Genre. Er begeistert mit einer nahe gehenden Sozialgeschichte, die jeden treffen kann: die Frage der Pension, das Hinaufschrauben des Antrittsalters ohne Rücksicht auf den Einzelnen. Der Leser spürt das persönliche Moment, identifiziert sich mit den Hauptfiguren. Mit dem kritischen, zugleich klugen Schreiben an den Sozialminister und die Medien demaskiert er unsoziale und von ausländerfeindlichen Parolen getragene Politik. Authentisch und zugleich nachvollziehbar sind Ausdruck und Stil. Ein äußerst lesenswertes Buch für alle Stunden, für junge Erwachsene und jene, die sich über Pension, soziale Misstöne und die politische Realität in Sachen Pensionsmythen den Kopf zerbrechen. Empfehlenswert!

Dr. A. E., Österreich

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