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Leserfragen beantwortert von Dr. Thomas Shepherd

Gute Frage - Dr. Thomas Shepherd

Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben


Lieber Dr. Tom: Bitte sagen Sie einmal etwas zu dem Ausspruch
„Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater außer durch mich“
(Johannes 14,6). Ich möchte das Gotteslicht in jedem Menschen feiern. – S.R., Gladstone, Missouri


Liebe/r S.R.: Ja, das ist eine problematische Passage. Unity-Interpreten spiritualisieren
Johannes 14,6 gerne, aber ich finde diese Interpretationen für gewöhnlich ein bisschen hohl.
Außerdem ist das Johannesevangelium, wenn man es unverdünnt nimmt, voll von interessanten
Widersprüchen.

Sechs Verse nach seinem Zeugnis für exklusive Macht sagt Jesus:
„Der an mich glaubt, wird die Werke, die ich tue, auch tun, und wird tatsächlich
größere Werke tun als diese“ (Johannes 14,12).

Heutige Theologen glauben im allgemeinen, dass sehr wenig historischer Jesus in den Porträts
verbleibt, welche die johanneische Literatur zeichnet. Der Jesus von Johannes ist ein übernatürlicher
Retter-Gott, der auf Engelsflügeln über das zerklüftete Terrain von Judäa gleitet.

Moderne Bibeltheologie fängt an mit der Annahme, dass hier menschliche Autoren geschrieben haben,
und stellt Fragen darüber, was die Gemeinde, die dieses bestimmte Buch oder diesen speziellen Brief
produzierte, damit ihrem Zielpublikum sagen wollte.

Offensichtlich wollte der Autor von Johannes, dass jedermann dem Mann von Nazareth folgte, um den
einen wahren Gott zu entdecken, ausschließlich erreichbar durch die Jesus-Christus-Tür. Heute leben
wir in einer Welt mit vielen Konfessionen, in der diese Ebene von Exklusivität nicht mehr anwendbar ist
auf unsere Interpretation des Lebens, der Lehren und der Todes-Auferstehung von Jesus.

Unity-Leute neigen dazu, die Ansicht zu vertreten, dass der Weg, den Jesus einschlug – selbstlose
Liebe zu anderen, fortwährendes Gottvertrauen – das Ziel war, nicht bloß eine Affinität zu der Person,
die den Weg wies.

Tun Sie es also. Feiern Sie das göttliche Licht in allen Menschen, und Sie werden die „größeren Werke“
Gottes tun.

 

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