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Lieber Dr. Tom,
was bedeutet die Anfangszeile aus Psalm 121? „Ich erhebe meine Augen zu den Bergen, von wo meine Hilfe kommt“ (Bibelausgabe: KJV). Ich habe die Interpretation eines metaphysischen Lehrers gehört, aber ich begreife immer noch nicht, worum es geht. Dachte der Psalmist, Gott wäre im Himmel oder in den Hügeln, oder war es etwas über meinen inneren Führer?
Bibelnovize, Oklahoma City, Oklahoma
Liebe/r B.N.
Derjenige, der Sie da beraten hat, hat vielleicht das Buch von Charles Fillmore und Cora Fillmore von 1941 „Lehre uns beten“ frei zitiert: „Der Mensch sollte seine Augen erheben ‚zu den Hügeln, wo von seine Hilfe kommt‘. Er sollte sich viel mit den Wahrheiten beschäftigen, die Jesus lehrte, und sie zu einem Teil seines Wesens selbst machen.“
Das ist zwar eine gute, kreative Interpretation; sie ist aber dem biblischen Text nicht gerade treu. Zuerst einmal ist es klar, dass der Psalmist hier nicht von Jesus sang, der erst tausend Jahre später geboren werden sollte. Menschen neigen dazu, Zitate aus dem Alten und dem Neuen Testament zu vermengen, wenn sie für gewöhnlich Jahrhunderte der Veränderung darstellen.
Das direktere textliche Problem ist, dass das biblische Hebräisch ohne Interpunktionszeichen geschrieben wurde. Das neutestamentliche Griechisch erschwerte eine leichte Lektüre sogar noch mehr. In den ältesten griechischen Manuskripten fehlt nicht nur die Interpunktion, sondern es fehlen auch Wortzwischenräume. (Suchen Sie unter den Stichworten Codex Sinaiticus oder Codex Vaticanus, um sich selbst ein Bild zu machen. Der griechische Text rast vorbei wie ein Güterzug mit nur einem Waggon.)
Psalmen waren Dichtung ohne Reime. Der Eröffnungsvers von Psalm 121 stellt eine Frage in Form einer beschreibenden Aussage. Diese wird in Vers 2 beantwortet. Wahrscheinlich sollte man hier ein Fragezeichen setzen, so wie in der Neuen Revidierten Standardversion:
Ich erhebe meine Augen zu den Hügeln – von wo wird meine Hilfe kommen?
Meine Hilfe kommt vom Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat.
Das Reisen durch das Hügelland von Israel brachte besondere Gefahren durch bewaffnete Banditen mit sich, die sich zwischen den Felsen versteckten und den Passanten auflauerten. Reisende mussten stets auf der Hut sein und die Augen offen halten. Sie mussten nach oben zu den Berghängen schauen und auf den vor ihnen liegenden Weg. In wen setzten die gläubigen Hebräer ihr Vertrauen? In den „Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat“.
Alle acht Verse von Psalm 121 ähneln einer frühen Version des „Gebets zum Schutz“, das der Unity-Dichter James Dillet Freeman viele Jahrhunderte später zu Papier bringen sollte. Aber ich mag auch die Interpretation der Fillmores. Die Beschäftigung mit göttlichen Wahrheiten führt zu innerem Frieden, egal was für äußere Gefahren uns erwarten.
Beitrag aus JA: 01/2018