Für Leser ab 12
Nichts als Ärger ...
... hat Michi mit einigen Mitschülern!
Sein Jähzorn reizt ihn oft zu
unüberlegtem Handeln ...
„Immer auf die Kleinen!“, regte sich Michi
auf. „Ich will auch noch ein bisschen
länger aufbleiben!“
„Nein,
nein, es ist ohnehin gleich neun Uhr“, erwiderte die Mutter. „Wenn du nicht
bald schlafen gehst, bist du morgen wieder den ganzen Tag grantig. Aber ... du
darfst im Bett noch ein wenig im Buch von Tante Marlies lesen.“
„Pah! Da leg’ ich mich lieber gleich schnarchen“, brummte Michi. Mürrisch schlurfte er zur
Wohnzimmertür, blieb stehen und wandte sich noch einmal um. „Und was ist mit
euch zwei?“
„Wir
... wir haben noch etwas Wichtiges zu bereden“, entgegnete die Mutter nach
einem Seitenblick zu Manfred. „Geh schon! Gute Nacht!“
„Gute
Nacht, ihr ... Nachtwächter!“, knurrte Michi, dann trollte er sich aus dem
Wohnzimmer hinaus.
„Dauernd
diese Heimlichkeiten!“, dachte er beleidigt, als er sich im Bad die Zähne
putzte.
Was
hatten Mama und Manfred noch zu besprechen? Und warum wollten sie Michi nicht
dabeihaben? Wollten sie etwa ungestört über ihn
reden? Er hatte doch nichts verbrochen! Außer vielleicht ...
Au
weia! Die Sache mit Ingo!
Diesen
überheblichen Burschen hatte Michi von Anfang an nicht ausstehen können! Der
hielt sich anscheinend für etwas Besseres, nur weil sein Vater ein Rechtsanwalt
war. Dabei müsste doch gerade der Sohn eines Rechtsanwalts eine Ahnung von
Gerechtigkeit haben! Ist es gerecht, wenn ein Stärkerer sich immer wieder über
die Kleineren und Schwächeren lustig macht?
Am
vergangenen Montag war Ingomar Russhofer – so lautete sein vollständiger Name –
allzu weit gegangen. Das war nicht mehr Spaß gewesen, sondern pure Bosheit!
Jedenfalls hatte Michi es so empfunden. Dreimal war Ingo in der Pause mit der
Bezeichnung „kleiner Kindskopf“ über Michi hergefallen, zuletzt so laut, dass
fast alle Mitschüler es gehört hatten. Ein paar Blödianen wie Seppi Eggerer und
Marco Köchl war nichts Gescheiteres eingefallen, als lauthals zu lachen. Ja,
lauthals – an den Hals war Michi
seinem Spötter vor Wut gesprungen! Der kräftige Ingo hatte den „kleinen
Kindskopf“ daraufhin geradezu spielend von sich geschleudert und mit den Worten
„erbärmliche Mücke“ zu einem weiteren Angriff gereizt. Dieser Angriff war für
Michi der letzte gewesen. Danach hatte ihn Ingo zum Vergnügen der Zuschauer
verprügelt, bis plötzlich Professor Wegmayer, der Klassenvorstand der 2b,
aufgetaucht war. Der hatte die beiden Raufbolde auseinandergejagt und ihnen
anschließend eine Mitteilung an die Eltern zum Unterschreiben diktiert. Auf
diese Weise hatte Michis Mutter alles erfahren.
Sprach
sie darüber gerade jetzt mit Manfred?
Ja,
die Rauferei! Die war es wohl, weshalb die Mutter ungestört mit Manfred reden
wollte!
Michi überlegte nicht lange. Gleich nach dem Zähneputzen schlich er zur Wohnzimmertür. Er bückte sich zum
Schlüsselloch und horchte.
Vom Fernseher – wie sonst oft um diese Zeit – war diesmal nichts zu hören.
„Ich
kann mir nicht helfen – diese Unbeherrschtheit, diese Wutausbrüche geben mir
ernsthaft zu denken.“
Mamas
Stimme!
„Vielleicht
solltest du ihn dir einmal
vorknöpfen ... ganz vorsichtig ...“
Oje!
„Vorknöpfen“ und „ihn“ – damit konnte Mama nur Michi gemeint haben!
Manfreds
Antwort war nicht zu verstehen. Danach schienen die beiden im Wohnzimmer eine
Weile zu schweigen.
Michi biss sich gespannt auf die
Unterlippe, doch es gab für ihn nichts mehr zu erlauschen. Als er nach einer
Weile das Wort „Studienbeihilfe“ verstehen konnte, wurde ihm klar, dass Mama
und Manfred nicht mehr über ihn sprachen.
Michi gab auf. Es fröstelte ihn im
Schlafanzug, darum schlich er in sein Zimmer zurück und verkroch sich ins Bett.
Einschlafen konnte er nicht.
Was würde Manfred tun, wenn er sich seinen
jüngeren Bruder „vorknöpfte“, wie es die Mama wünschte?
Immer wieder wälzte sich Michi im Bett von
der einen Seite auf die andere, bis er plötzlich hörte, wie die Tür zum
Nebenraum – zu Manfreds Zimmer! – dumpf zugeschlagen wurde.
Mit einem Ruck richtete sich Michi auf. Er
überlegte ein paar Augenblicke, dann stieg er entschlossen aus dem Bett,
schlüpfte in die Filzpantoffeln und huschte zu Manfreds Zimmer. Vor der Tür
horchte er.
Drinnen schien alles ruhig zu sein. Zaghaft
klopfte Michi an.
Manfred scheint seinem Bruder helfen zu wollen und rät ihm: „Ärgere dich nicht, mach ein Wutgedicht?“ Aber was soll Michi mit diesem Vorschlag anfangen? Manfred, der Literaturstudent, hat leicht reden! Und doch ist es etwas Gereimtes, was Michi dazu bringt, Manfreds Vorschlag ernst zu nehmen: In einem Buch, das Michi zuerst gar nicht lesen wollte, nimmt sich die ebenfalls ständig verspottete „Heldin“ vor:
„Ist mir ein Spott-Esel zuwider,
dann reime ich ihn einfach nieder.“
Bereitwillig bringt Manfred seinem „kleinen Bruder“ ein paar Grundbegriffe aus der Reimkunst bei – und ahnt nicht, dass Michi bald zum „heimlichen Dichter“ wird, der die ganze Klasse vor ein Rätsel stellt.
Leserkommentar zu diesem Buch
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Titel: "Ärgere dich nicht ..."
von Toni Traschitzker
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