Ruinenritter 

Titelbild: Ruinenritter


Für Kinder ab 11


Kinder, da gibt's "Ätschkn",

wenn die dreizehnjährige Resi mit ihrem Bruder Günther
und seinen Freunden Bernhard und Adi einen Ritterfilm drehen will!

Ein fünfzehnjähriger Fremder, von dem sie nur wissen, dass er Christian heißt,
hat ihnen versprochen, als Kameramann mitzutun.
Er verlangt aber ein fertiges Drehbuch.


Leseprobe

      Auf der Heimfahrt konnte Bernhard sein Mundwerk vor Begeisterung kaum einbremsen. Aber als sie zu Hause eintrafen und Resi gleich mit dem Drehbuch beginnen wollte, verabschiedete er sich mit dem Hinweis, dass er keine Zeit habe, weil er fernsehen "müsse". In fünf Minuten beginne ein "zweipfundiger" Western...
      "Esel! Es zwingt dich ja keiner zum Fernsehen!", rief Adi seinem Freund hinterher, doch der drehte sich nicht einmal mehr um.
      "Lass ihn! Der Arme leidet an Fernseheritis. Ein hoffnungsloser Fall!", meinte Resi. Sie lief ins Haus und holte etwas zum Schreiben. Dann setzte sie sich mit ihrem Bruder und Adi an den Gartentisch, auf dem ihr Sagenbuch lag, und beriet mit den beiden Buben über die Handlung des Films. Eine Stunde später hatten sie seitenweise Einfälle gesammelt; und als sich Bernhard nach dem Western endlich wieder im Freien blicken ließ, rief Günther übermütig: "Schaut, unser Hauptdarsteller: Kunibert der Schreckliche!"
      Der schreckliche Kunibert näherte sich neugierig und fragte: "Habt ihr etwa schon ein Drehbuch?"
      "Klar!" Günther packte Resis Sagenbuch und warf es so geschickt in die Luft, dass es blitzschnell um die eigene Mitte herumwirbelte.
      "Siehst du: ein Drehbuch!", rief Günther. Im selben Augenblick wollte er das Buch auffangen, doch er griff daneben, und – patsch – lag es auf der Wiese.
      "Spinnst du?!", kreischte Resi auf.
      "Pfundig!", lachte Bernhard. "Diese Szene müssen wir in den Film einbauen!"
      "Aber nicht mit meinem Buch!", fauchte Resi, während sie sich nach dem "Drehbuch" bückte.
      Bernhard sah sich die Zettel mit den Notizen an. Er kannte sich aber nicht aus und behauptete naserümpfend, da gehe alles drunter und drüber wie Kraut und Rüben.
      "Wir müssen unsere Einfälle natürlich noch ordnen", gab Resi zu. "Aber so viel steht fest: Die Hauptperson ist Kunibert der Schreckliche, ein Bösewicht. Den kannst du spielen, wenn du willst."
      "Na freilich – wer sonst? Huaaah!" Bernhard trommelte sich wie ein Urwaldaffe gegen die Brust. "Aber ich muss am Schluss der Sieger sein – der Herrscher über sämtliche Ritterburgen der Welt."
      Adi war dagegen und meinte, in einem guten Film müsse immer das Gute siegen.
      "Dann sucht euch einen anderen Bösewicht!", erwiderte Bernhard trotzig. "In der Wirklichkeit siegt ja auch nicht immer das Gute."
      "Reg dich nicht auf, über den Schluss können wir noch reden", beschwichtigte Resi den gekränkten Bösewicht. "Wir müssen uns ohnehin zuerst alle Drehorte genau ansehen: die Ruine, den Grabenbach und die Ufer der Sielach."
      "Sielach? Das ist pfundig!", entgegnete Bernhard. "Da komm’ ich gleich am Beginn des Films mit meinem alten Plastikboot um die Ecke gepaddelt."
      "Ein Ritter mit Plastikboot? Das passt doch nicht zusammen!", wandte Adi ein.
      "Wir können ihm ja ein Floß bauen", schlug Günther vor.
      "Eben!", bestätigte Bernhard eifrig. "Ich lege mit dem Floß am Ufer an, binde es an einem Baum fest und schwinge mich tollkühn aufs Pferd."
      "Und woher nimmst du das Pferd?"
      "Öh ..." Bernhard guckte ratlos drein.
      Immer dieser Adi mit seinen obergescheiten Einwänden! Doch er hatte Recht: Das Wort "Ritter" kommt von "Reiter", ein Ritter ohne Pferd ist demnach nur eine halbe Sache. Bernhard hatte aber kein Pferd. Obendrein konnte er gar nicht reiten.
      "Na schön, dann lassen wir den Gaul weg", brummte er.
      "Ein Ritter ohne Pferd – das ist lächerlich!", behauptete Adi.
      "Machen wir’s eben witzig!", mischte sich Resi ein. Sie sprang von ihrem Sessel auf und spielte die erste Filmszene vor: "Kunibert kommt angepaddelt: pitsch – patsch; Kunibert springt ans Ufer: hops; Kunibert schaut grimmig in die Kamera: grrr! Sein Gesicht ist riesengroß zu sehen, und er sagt mit furchtbarer Stimme:

‘Ich bin der Ritter Kunibert,
gestohlen hat man mir mein Pferd.’"

      "Das ist teppert, ich lach’ mich schief!", sprudelte Adi heraus.
      "So wird’s ja eine Gruselkomödie", meinte Günther.
      "Warum nicht? Machen wir’s witzig!", wiederholte Resi.
      "Wie soll ich mir diesen verrückten Text merken?", wollte Bernhard wissen.
      "Ich schreib’ ihn dir auf", antwortete Resi und schnappte sich den Bleistift. Nach den ersten zwei Zeilen zögerte sie kurz, dann fügte sie zwei weitere Zeilen hinzu, drückte den Zettel Bernhard in die Hand und befahl: "Da! Vorlesen!"
      Bernhard räusperte sich und fing an:

"Ich bin der Ritter Kunibert,
gestohlen hat man mir mein Pferd.
Drum will ich blutig Rache üben
an diesen frechen Pferdedieben.
Pfundig!"

      "‘Pfundig’ darfst du nicht dazusagen", mahnte Resi.
      "Es ist aber pfundig: ‘blutig Rache üben’ – das klingt ganz nach Horrorfilm!", rief Bernhard begeistert. "Jetzt weiß ich auch schon die Filmhandlung: Kunibert verfolgt die Pferdediebe von Burg zu Burg, und jeder Burgherr, der ihnen hilft, wird umgebracht. Pfundig! Wir können Christian gleich anrufen. Wer hat die Telefonnummer?"
      "Na du!", entgegnete Adi. "Du hast den Zettel eingesteckt."
      "Öh ... stimmt!" Bernhard durchsuchte seine Hosentaschen, bis ihm einfiel, dass er sich nach der Rückkehr von der Ruine umgezogen hatte. Der Zettel steckte in der anderen Hose, also rannte Bernhard nach Hause. Fünf Minuten später kam er betrübt angeschlichen.
      "Was ist? Hast du den Zettel verloren?", fragte Adi.
      "Kannst du das lesen?", erwiderte Bernhard verlegen, während er Adi ein feuchtes, arg zerknittertes Stück Papier entgegenstreckte. "Ich hab’ die Hose, als ich heimgekommen bin, zum Einweichen in die Badewanne geworfen..."
      "Rindvieh!"
      Bernhards Freunde ärgerten sich, aber es nützte nichts. Die Schrift war hoffnungslos verwischt. Keiner wusste, wo Christian wohnte. Nicht einmal seinen Familiennamen wussten sie. Ohne Christian keine Kamera, ohne Kamera kein Film – Ritterfilm ade...

Was tun ohne Videokamera? Resi hat einen Einfall...


Lesermeinungen:

"Beim Inhalt des Buches ist mir aufgefallen, dass es aus dem Leben gegriffen ist und keine Fantasy-Story wie üblich." (HBLA-Schülerin, 15 Jahre)
"Resi zieht geschickt die Fäden, ohne dass die Buben das mitbekommen." (Hausfrau, 40 Jahre)
"Beim Inhalt des Buches ist mir aufgefallen, dass es kreative Kinder waren." (Volksschüler, 10 Jahre)

 

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