Geheimnis am See 

Titelbild: Geheimnis am See


Für Kinder ab 10

Keine Angst vor fremden Dialekten
                                kennt die elfjährige Mieke aus Deutschland!

Das ist gut so! Denn bei ihrem ersten Urlaub in Österreich
brauchen Mieke und ihre Brüder Jan und Benny
die Hilfe des einheimischen Mädchens Murli,
um rätselhafte Vorgänge im Hotel „Seehof“ zu klären.


Leseprobe

Jan schlief wie ein Murmeltier, er brauchte anscheinend kein Zaubermittel gegen Blitzangst. Mieke hingegen war noch immer wach. Unruhig wälzte sie sich im ungewohnt weichen Bett hin und her. Schließlich stand sie auf, schnappte sich eine von ihren drei „Blitzangstpralinen“, die bereits ausgewickelt auf dem Nachtkästchen lagen, und steckte sie sich in den Mund. Dann schlich sie, ohne das Licht einzuschalten, kauend zur Tür hinaus. Sie wollte zu ihren Eltern, die mit Benny im nächsten Zimmer schliefen – falls sie schlafen konnten.
    Die Beleuchtung im Gang war ausgeschaltet. Neben der Treppe flimmerte an der Wand eine winzige, rote Lampe. Das war wohl der Lichtschalter. Mieke tappte hin und drückte drauf. – Tatsächlich, das Licht ging an. Fast im selben Augenblick flackerte hinter dem Fenster am Ende des Gangs ein greller Schein auf. Vor Schreck hätte sich Mieke beinahe in die Zunge gebissen. Ein paar Sekunden lang hörte sie nur, wie draußen der Regen rauschte und der Wind heulte, dann donnerte es dumpf.
    Zögernd ging Mieke zum Fenster. Sie schluckte den Rest ihrer Blitzangstpraline hinunter, doch die Angst blieb.
    Im Schein des Ganglichts, das durchs Fenster nach draußen fiel, blinkten die Blätter eines Lindenbaums. Sie flatterten heftig im Wind, der Baum schwankte unheimlich hin und her. Abermals spaltete ein Blitz den Abendhimmel, gespenstisch leuchteten die Umrisse des Gebirges auf. Mit einigen Sekunden Verspätung setzte der Donner ein.
    Mieke klammerte sich ans Fensterbrett und schaute gebannt hinaus. Irgendwo unten im Hof musste eine Laterne eingeschaltet sein, jedenfalls reichte ein schwaches Licht bis zur Wand eines Nebengebäudes, das im rechten Winkel ans Hotel angebaut war. Mieke entdeckte eine Eingangstür mit einem Vordach, und darunter –
    Da stand einer!
    Mieke kniff die Augen zusammen. Täuschte sie sich?
    Nein, da bewegte sich etwas!
    War es wirklich ein Mensch? Oder nur ein langer Sack, der vom Dach herunterhing und im Wind hin und her schwankte?
    Es bewegte sich wieder – aber anders als der sturmgeschüttelte Busch schräg gegenüber! Es war ein Mensch! Eine lange, hagere Gestalt!
    Mieke musste an den schwarzhaarigen Burschen denken, der mit Herrn Ennetmoser zum Bahnhof gekommen war, um beim Koffertragen zu helfen. Lungerte der so spät nachts im Freien herum?
    Es sah so aus, als hielte sich die Gestalt da unten etwas vors Gesicht. Mieke konnte jedoch keine Einzelheiten erkennen.
    Wieder flammte ein Blitz auf. Für einen Augenblick glaubte Mieke, die Gestalt bei der Tür wäre mit einem hellen Anzug und einem Hut bekleidet. Dann war’s wohl nicht der Schwarzhaarige ...
    Ein grässlicher Donnerschlag riss Mieke aus ihren Überlegungen. Die Scheibe klirrte leise, der Boden bebte, die Gangbeleuchtung flackerte. Vor Schreck ließ Mieke das Fensterbrett los. Gut zehn Sekunden lang hallte der Donner nach – geradeso als würde er immer wieder zwischen den hohen Bergen hin und her geworfen.
    „Mieke!“, rief eine gedämpfte Stimme.
    Erschrocken drehte sich Mieke um.
    Jan kam angeschlichen. „Was treibst du bei dem Fenster?“
    „Ich hab’ hinausgeschaut ... dort unten steht einer.“
    „Wo?“
    „Bei der Tür!“
    „Wo denn?“
    „Dort ... verflixt, er ist weg.“ Mieke biss sich verlegen auf die Unterlippe.

Jan ist davon überzeugt, dass sich seine jüngere Schwester aus Angst getäuscht hat.  Aber das stimmt nicht.


Lesermeinung:

"Wir 'Einheimische' erkennen in dieser spannenden Geschichte zahlreiche bekannte Orte und Facetten der Landschaft, doch diese Assoziationen sind keineswegs Voraussetzung für das Verständnis der Handlung. Daher bin ich überzeugt, dass Leser, die den Kärntner See nicht kennen, das Buch mit derselben Freude verschlingen werden, wie meine Bekannten und ich das getan haben. (...) Den Urlaubern, die einen Besuch an einem der zahlreichen idyllischen Kärntner Seen ins Auge fassen, kann ich 'Das Geheimnis am See' wärmstens als Lektüre für die Kinder empfehlen, deren Vorfreude auf den Urlaub wohl dank deren Abenteuerlust erheblich gesteigert werden dürfte." (Mathematiker und Chirurg, 30 Jahre)

 

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