Für Umweltfreunde ab 13
Was sind das für
Lebewesen?
Fressen – saufen –
wegschmeißen ...
Das fragt sich Wauwe nach der
„Flurreinigungsaktion“ mit Professor Ebenreider und vier Mitschülerinnen. Dabei
haben sie das auffälligste Stück Müll noch gar nicht entdeckt.
Nach einer Viertelstunde
näherte er sich einer leichten Kurve, hinter der man schon die Steigung
erblicken konnte. Doch noch etwas anderes bemerkte Wauwe plötzlich: Auf der
rechten Straßenseite verschwand soeben eine Gestalt im Gebüsch auf der Böschung
zur Fella.
„Ha! Ein Müllbandit
vielleicht!“, huschte es Wauwe durch den Kopf. „Das wär’ eine Hetz, einmal so
einen Dosen- und Flaschenschmeißer auf frischer Tat zu ertappen! Schade, dass
ich meinen Fotoapparat nicht mithabe!“
Hastig beschleunigte Wauwe
seine Schritte. Er kniff die Augen zusammen, aber hinter dem Gebüsch rührte
sich nichts mehr. Hatte er sich getäuscht? Wer nur einen Fetzen Papier oder
eine Flasche wegwerfen wollte, kletterte bestimmt nicht so lange auf dem
steilen Abhang herum!
Noch hatte Wauwe die Steigung
der Straße nicht erreicht. Er blieb stehen und spähte auf das Wirrwar aus
Gestrüpp und niedrigen Bäumen auf der Böschung hinunter.
Auf einmal raschelte es, und
eine blonde Gestalt kam nach oben gestiegen: Andrea Weitenegger! Die „scharfe“
Andrea!
„Ausgerechnet die!“, durchzuckte es Wauwe, und schon
hörte er sie seinen Spitznamen rufen:
„Wauwe! Mensch! Gut, dass du kommst! Das musst du dir ansehen. So eine
Sauerei!“
Mit einem Schlag wurde Wauwe
klar, was für eine „Sauerei“ Andrea meinte: Hinter ihr ließ ein Sonnenstrahl
etwas Rotes aufleuchten. Einen Polstersessel?
„Schau dir das an!“, keuchte
Andrea aufgeregt. „Da hat jemand eine Eckbank über die Böschung
hinuntergekippt!“
„Das gibt’s nicht“, erwiderte
Wauwe, und schon eilte er seiner Klassensprecherin entgegen.
Sie hatte recht. Es war nicht
bloß ein Sessel, sondern tatsächlich eine Eckbank, die sich im Gesträuch
verklemmt hatte.
„Vorgestern war sie noch
nicht da!“, sagte Andrea hastig. „Ich weiß noch genau, dass ich hier eine
Alu-Bierdose heraufgeholt habe. Heute Vormittag haben wir nicht mehr genau
aufgepasst. Wenn man nicht ganz am Straßenrand geht, sieht man das rote Zeug
gar nicht. Irgendwer muss es gestern hier abgeladen haben.“
„Womöglich sogar in der
Nacht, wenn man dabei nicht leicht erwischt wird“, meinte Wauwe. „Blöd, dass
ich meinen Fotoapparat nicht mithabe!“
„Kein Problem“, erwiderte
Andrea. „Ich hab’ schon ein paar Aufnahmen mit dem Handy gemacht. Gehen wir
hinauf zur Straße! Dort zeig’ ich dir die Bilder.“
Gemeinsam stiegen sie nach
oben.
„Das ärgert mich, dass genau
diese Fotos in meinem Bericht fehlen!“, schimpfte Andrea, als sie Wauwe die
Aufnahmen zeigte.
„Ja, das ist schade“,
entgegnete Wauwe. „Diese Fotos wären ein Höhepunkt! Und der klare Beweis dafür,
dass sich hier jemand bewusst um Müllgebühren gedrückt hat. So eine Eckbank
fällt nicht unbemerkt von einem Transportfahrzeug – und wenn, dann erst recht
nicht so weit hinunter. Da hat irgendwer nachgeholfen.“
„Scheint so.“ Andrea seufzte.
Missmutig starrte sie ein paar Augenblicke zu ihrem Fund nach unten. Dann
wandte sie sich an Wauwe: „Ich komme vom Fella-Wirt her. Und du? Von der
anderen Seite?“
„Ja“, bestätigte Wauwe. „Aber
so etwas Auffälliges wie du hab’ ich nirgendwo bemerkt. Was denkst du? Hier ist
immerhin etwas Gesetzwidriges passiert – sollen wir die Polizei verständigen?“
Andrea zuckte mit den
Schultern.
„Oder gleich die
Müllabfuhr?“, fragte Wauwe weiter.
Andrea zuckte wieder mit den
Schultern. Sie schaute nachdenklich vor sich hin und sagte: „Wer weiß, ob man
uns Jugendliche überhaupt ernst nimmt!“
„Ruf den Ebi an!“, schlug
Wauwe vor. „Wenn er als Erwachsener
die Polizei verständigt ... ihn wird man wohl ernst nehmen.“
Andrea blickte wieder auf und
sagte entschlossen: „Ich zeig’ ihm morgen die Fotos. Noch vor der
Zeugnisverteilung! Dann soll er
entscheiden.“
„Hm.“ Wauwe nickte. Zögernd
fügte er hinzu: „Und jetzt? Was machst du jetzt?“
Andrea starrte wieder zu
Boden, überlegte kurz und gab zu: „Mir ist die Lust zum Weiterspazieren
vergangen. Ich kehre um.“
„Also ... zurück zum
Fella-Wirt?“, fragte Wauwe unsicher.
Andrea nickte nur.
„Ich wollte eigentlich ... in
dieselbe Richtung weiter“, gestand Wauwe verlegen.
„Na dann komm!“, forderte
Andrea ihn auf.
Es blieb ihm nichts anderes
übrig, als die „scharfe“ Klassensprecherin der 4c zu begleiten. Schweigend
gingen sie nebeneinander weiter.
Als sie die Steigung der
Straße erreichten, sagte Andrea verdrossen: „Es will mir nicht in den Kopf
hinein, dass Leute so etwas tun. Die schmeißen alte Sachen einfach weg. Mitten
in der Natur!“
Wauwe widersprach nicht.
„Auf fremden Grundstücken werfen diese – Gauner ihr Zeug einfach weg!“,
schimpfte Andrea weiter.
„Man müsste sie auf frischer
Tat erwischen“, sagte Wauwe. „Und dabei fotografieren. Oder gar filmen!“
„So ein Glück hätten wir
nicht“, entgegnete Andrea. „Nicht einmal wenn alle Schüler unseres Gymnasiums
mitmachen und abwechselnd die ganze Strecke überwachen würden!“
„Das wär’ kein blöder
Gedanke!“, platzte Wauwe heraus, doch Andrea winkte ab und erwiderte: „Vergiss
es! Auch wenn wir nur einen schnappen
könnten – die anderen würden dadurch nicht gescheiter. Mensch, in was für einer
Welt von Dummköpfen und Gaunern leben wir eigentlich?“
Wauwe zuckte mit den
Schultern. Nach einer kurzen Pause sagte er: „Weil du grad von Gaunern redest –
was hältst du von der Firma Erobol?“
„Erobol?“ Andrea zog ein
misstrauisches Gesicht, dann antwortete sie: „Bevor ich daheim weggegangen bin,
hat Gerda angerufen und erzählt, dass sie die Erobol KG im Internet gesucht
hat. Allerdings vergeblich.“
„Wie bitte?“ Wauwe runzelte die
Stirn. „Eine Firma, die man im Internet nicht findet? Das kommt mir verdächtig
vor.“
„Mir auch.“ Andrea nickte.
Die schulische „Flurreinigungsaktion“ ist
eigentlich schon zu Ende. Doch Wauwe und seine Mitschülerinnen machen am
Ferienbeginn freiwillig weiter. Die ausländische Firma Erobol hat nämlich auf
Zetteln mit auffälligen Rechtschreibfehlern eine „Gebrauchtwaren Sammlung“
angekündigt. Was steckt wirklich dahinter?
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Titel: "Wauwe – ein Spitzname..."
von Toni Traschitzker
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